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Decollagen - Konzept und Konzeption

Ein Plakat ist ein großer bedruckter Papierbogen, der an einer geeigneten
Fläche in der Öffentlichkeit angebracht wird, um eine Botschaft zu übermitteln.
Seinem Wesen nach ist das Plakat eine Mitteilung an eine anonyme Gruppe
von Empfängern.
Das Wort Plakat taucht im 16. Jahrhundert in den Niederlanden auf, als die
Niederländer Flugblätter mit Klebstoff an Häuserwände und Mauern „geplackt“
haben.
1982 entdeckte ich den ästhetischen Reiz abgerissener Plakatfragmente
und begann damit, die Makrostruktur des Bildes aus diesen Bildelementen
entstehen zu lassen.
Diese Plakatabrisse, sog. Decollagen stehen in ihrer Form der Tradition
den Kubisten nahe, die Farbzusammenstellung (Erdtöne vermeiden) beher-
bergt jedoch impressionistische Ideen.

Die Erfindung dieser Technik wird dem Italiener Mimmo Rotella (1918 - 2006)
zugeschrieben. Auch andere Künstler wie Francois Dufrêne, Kurt Schwitters
oder Wolf Vostell benutzten dieses Verfahren. Während Rotella in seinen Ar-
beiten mehr den Reiz der Vergänglichkeit interpretierte, versuche ich mit ab-
gerissenen Plakat Abschnitten, die mechanisch, chemisch oder farbig bear-
beitet werden, neuartige abstrakte Effekte zu schaffen („Doppelten Decollagen“).

Ich erarbeite aus Fragmenten der Plakatschichten des städtischen Alltags, der
Werbung oder einer Mitteilung neue Ausdrucksformen, die mit der ursprüng-
lichen Absicht des Plakats wenig zu schaffen haben.

Eine exakte Dokumentation der Plakate, Fundort, Datum usw. begleiten die
Original Collagen auf der Rahmenrückseite und vermittelt so, in einer gewisse
Art, eine Chronik der Entstehung des Bildes.

juergen strasser